07.04.1989: die "Komsomolets"-Katastrophe
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Vortrag bei der Marine- Die Komsomolets-Katastrophe 03.05.1998 Olaf Pestow Komsomolets.doc 28.03.1999
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Am 07. April des Jahres 1989 befand sich das sowjetische Atom-U-Boot K-278 "Komsomolets" unter dem Kommando von Kapitän I. Ranges (Kapitän zur See) Evgeniy Vanin auf dem Rückmarsch von einem Seetörn in der Barentsee zur heimatlichen Basis auf der Kola-Halbinsel. Es stand am späten Vormittag 100 sm südwestlich der Medveshi-Insel (Bären-Insel) und ca. 260 sm von der norwegischen Küste entfernt zwischen Spitzbergen und dem Nordkap. Um 11.00 Uhr Moskauer Zeit Uhr erhielt der diensthabende Wachoffizier Aleksandr Verezgov die Meldungen der Bootsabteilungen über den Klarzustand: "proisshestviy net" - keine Vorkommnisse. Doch schon drei Minuten später, um 11.03 Uhr, bemerkte der Leitende Ingenieur W. Judin eine Anzeige auf dem Kontrollpult über erhöhte Temperatur in der Heckabteilung. Der LI meldete dieses dem Kommandanten, der löste sofort Alarm aus. In Abteilung VII war ein folgenschwerer Brand ausgebrochen...

Das Atom-U-Boot K-278 - der Name "Komsomolets" tauchte erst später in der Presse auf - gehörte zum damaligen Zeitpukt als einziges Exemplar zur MIKE-Klasse (Projekt 685, Projektname PLAVNIK). Konzipiert wurde das Boot Mitte der 60er-Jahre als Versuchsfahrzeug für Tieftauchversuche. Der Druckkörper aus hochfesten Titanlegierungen war für die praxisnahe Konstruktionserprobung künftiger tieftauchender U-Boot-Klassen vorgesehen. Die Entwurfsarbeiten sind im Konstruktionsbüro "Rubin" unter der Leitung von N. A. Klimov bis 1974 erfolgt, der Baubeginn war am 22.04.1978 in der Werft 402 "Severnoe Mashinostroitel'noe Predpriyatie" (Sevmash) in Severodvinsk, Stapellauf am 09.05.1983, Indienststellung Ende 1983. Mit ca. 6400 t Wasserverdrängung (getaucht) lag es im mittleren Verdrängungsbereich vergleichbarer Jagd-U-Boote. Die Hauptabmessungen betrugen 120x12x8m. Unterteilt war das Boot in 7 Abteilungen: I-Torpedoabteilung, II-Unterkünfte, III-Zentrale, IV-Reaktor, V-Elektrotechnik, VI-Turbinenraum, VII-Hilfmaschinenraum. Die nukleare Antriebsanlage bestand aus einem Wasserdruckreaktor vom Typ OK-650 B-3. Dieser leistete 190 MW Wärmeleistung, arbeitete mit rund 43.000 WPS auf einen Propeller und brachte das Boot auf gut 30 kn. An Bewaffnung standen sowohl konventionelle Torpedos SAET-60M als auch zwei Raketen-Torpedos vom Typ RK-55 "Granat" (NATO SS-N-21) mit Nuklearsprengkopf zur Verfügung.

Neben den Versuchsaufgaben war das Boot in den regulären Flottendienst integriert, das heißt, auch bei Erprobungen konnten durchaus aktive Gefechtswaffen an Bord mitgeführt werden. Bei Tauchversuchen kam die "Komsomolets" auf gut 1000m Tiefe. Diese große Tauchtiefe bedingte entsprechende Sicherheitsmaßnahmen. Eine davon bestand in der Möglichkeit, einen Tank in der mittleren Zellengruppe mit Hilfe eines Pulverdruckgenerators auszublasen. Ein weiteres System meldete der Schiffsführung das Eindringen von Außenwasser in den Druckkörper. K-278 sollte also gut gerüstet sein für außergewöhnliche Vorfälle.

Bei Brandausbruch fuhr das Boot getaucht in einer Tiefe von ca. 160 m. Kommandant Vanin befahl sofort aufzutauchen, die Tanks wurden angeblasen und ca. 11 Minuten später durchbrach die "Komsomolets" die Wasseroberfläche. Die Außenhaut an der Heckabteilung war mittlerweile so heiß geworden, daß das Seewasser dampfte (nach Quellenangaben soll der Kommandant durch das Sehrohr ein "glühen" der Antisonar-Gummischicht beobachtet haben; dieses erscheint eher unwahrscheinlich). Von Abteilung VII drang das Feuer durch das undicht gewordene Schott in Abteilung VI. Ein Vorstoß des Schiffssicherungstrupps wurde jäh vor der Abteilung V gestoppt, als mit einer blauen Stichflamme eine Detonation durch den Raum und den Gang donnerte. Infolgedessen drang Rauch und Flammen in weiter mittschiffs liegende Räume. Der Reaktor ist - per Hand oder Automatik - sicherheitshalber heruntergefahren worden.

Gegen 12.10 Uhr geriet die Situation langsam außer Kontrolle. In vier von sieben Abteilungen brannte es, in den anderen war der Aufenthalt durch die Rauchentwicklung stark eingeschränkt. Die Kommunikation unter den Abteilungen brach zusammen, der Start des Notstromaggregates zur Belüftung war nicht möglich. Trotz dieser Lage sah sich der Kommandant nicht veranlaßt, eine Meldung an die Flottenbasis geschweige denn einen Notruf an ein in der Nähe befindliches Schiff abzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Fischfangmutterschiff "Aleksey Khlobystov" 51 sm entfernt. Erst nach dem Erstickungstod von zwei Besatzungsmitgliedern in Abteilung II nahm der Kommandant um 13.12 Uhr Verbindung mit der Flottenbasis auf und schilderte die Situation. Zwischenzeitlich gelang es, den Notdiesel für die Belüftung des vorderen Bootsteils anzulassen. In Abteilung VII aber tobten weiterhin die Flammen.

Um 14.18 Uhr konnte der Funkkontakt zu einem Patrouillenflugzeug vom Typ IL-38 (modifizierte IL-18 für Rettungsaufgaben und U-Boot-Suche) hergestellt werden. Der Kommandant meldete an das Flugzeug: "Haben keinen Wassereinbruch. Bekämpfen den Brand durch das Abdichten der Abteilungen". Unklar ist, warum Vanin diesen für die Flottenführung beruhigenden Spruch absetzte. Nach Lage der Dinge konnte er kaum etwas über den Leckzustand in den hinteren Abteilungen sagen. Nach Beobachtung der Piloten bekam das Boot innerhalb von knapp zwei Stunden (von 15.00 Uhr bis 16.45 Uhr) eine zunehmenden achteren Tiefgang und eine Hecklastigkeit von ca. 2° auf 3,5°. Um 16.35 Uhr erhielt die Nordflotte eine Meldung von K-278, daß der Brand sich ausbreitete und die Besatzung von Bord gehen muß. Dieses kam - nach den vorangegangenen Nachrichten - für die Führung jetzt überraschend. Nach einer nochmaligen Nachfrage über die Situation und den Zustand des Reaktors folgte die Antwort: "Die Lage in der fünften Abteilung normal, wir kämpfen weiter für die Sicherung der Schiffes". Die Meldung war kaum abgesetzt, befahl der Kommandant aber die Vernichtung der geheimen Unterlagen und die Evakuierung der Besatzung von Bord. Er setzte beruhigende Funkmeldungen ab, schätzte aber gleichzeitig ein, sein U-Boot nicht mehr halten zu können. Die zwischenzeitlich verlorene Zeit war aber nicht mehr wettzumachen. Die Bergungsgruppe der Nordflotte nahm um 13.10 Uhr Kurs auf K-278, das Mutterschiff "Aleksey Khlobystov" und der Trawler STR-612 gegen 13.17 Uhr. Um 15.20 Uhr forderte Vanin einen Schlepper an und meldete kurze Zeit später, daß seine Besatzung von Bord geht.

Die Marineflieger sind um 11.54 Uhr alarmiert worden und waren 49 Minuten später startbereit. Die Normzeit für den Start betrug normalerweise 1 Stunde und 20 Minuten. Anstelle der Bewaffnung sind zusätzliche Rettungsmittel gestaut worden. 12.43 Uhr hob die IL-38 von Major Gennadi Petrogradski von der Startpiste ab und nahm 14.18 Uhr die Funkverbindung mit K-278 auf. 14.40 Uhr erfolgte Sichtkontakt. Die untere Wolkendecke lag bei 400m über Meeresspiegel, See 2-3, leichte Dünung, zeitweilig Schneefall, Sicht 5-6 km. Das U-Boot lag bewegungslos in der See und an seinem Achterschiff war siedendes Wasser zu beobachten. K-278 sackte achtern immer mehr ab. Zwei bordeigene Rettungsflöße wurden klargemacht und zu Wasser gelassen. Die IL-38 bemerkte diese Aktion und warf im Tiefflug noch eine Rettungsinsel zwischen die Rettungsflöße. Major Petrogradski sah, wie sich die Rettungsinsel öffnete und Seeleute hineinkletterten. Mit zunehmender Steuerbordschlagseite und Hecklastigkeit sackte das Boot immer mehr weg. Nach einem nochmaligen Anflug waren aber weder das U-Boot noch die Rettungsmittel zu sehen. Auch die zweite mittlerweile hinzugekommene IL-38 unter Major Votintsev warf Rettungsmittel ab, es gab aber niemanden, der diese besetzen sollte. Um 17.08 Uhr sank K-278 auf der Position 73°40’N und 13°30’E. Nach über 1680 m schlug das Boot auf dem Meeresgrund auf...

Das Mutterschiff "Aleksey Khlobystov" erreichte die Unglücksstelle nach voller Fahrt fast anderthalb Stunden später und fischte 25 Seeleute lebend aus dem Wasser. Fünf weitere waren zwischenzeitlich gestorben. Die Restlichen 38 waren mit dem Boot untergegangen. Der Kommandant blieb bis zuletzt an Bord seines Bootes und ging ebenfalls mit unter. Er unternahm noch einen Versuch, sich mit vier weiteren Besatzungsmitgliedern in einer Rettungskapsel zu retten. In einer Tiefe von 1500m (!) gelang es ihnen, die Kapsel vom Schiff zu lösen. Nach ca. zwei Minuten war die Kapsel an der Oberfläche, aber drei von ihnen waren ohne Bewußtsein. Der Innendruck riß die Öffnungsklappe auf und Michman (Fähnrich) Slyusarenko wurde herausgeschleudert und gerettet. Der Kommandant und die anderen sanken aber mit der Kapsel wieder auf den Meeresgrund, da zuviel Wasser durch die geöffnete Luke eindrang.

Der Verlust dieses U-Bootes in Friedenszeiten traf die sowjetische Marine hart, war K-278 doch der Stolz der Unterwasserkräfte. Von 68 Besatzungsmitgliedern blieben 42 auf See bzw. starben bei oder nach der Rettungsaktion. Die Gründe des Unterganges waren sicher vielfältig. Die Schuld auf die Besatzung, insbesondere auf die Handlungen des Kommandanten zu schieben, erscheint zu einfach. Zu der schnellen Ausbreitung der Feuersbrunst in der geschlossenen Abteilung eines U-Bootes ist sicher das Zusammentreffen einiger Dinge maßgebend gewesen, sowohl die Konstruktion der Systeme als auch die Handlungsabläufe der Besatzung und die Befehle des Kommandanten. Die an die Öffentlichkeit gelangten offiziellen Informationen und die nichtoffiziellen Meinungen von überlebenden Besatzungsmitgliedern sowie anderen Offizieren der Nordflotte lassen ein eher diffuses Bild von den Ursachen des Unterganges entstehen. Die schnell folgenden Kondolenzen, Ehrungen und die Verleihung von Auszeichnungen posthum an die toten Seeleute kaschierten nur zu deutlich die Unzulänglichkeiten der Rettungsaktion und machten nur teilweise das eigentliche Ausmaß des Unglückes deutlich. Sind doch bei dem Unglück nicht nur 42 Seeleute umgekommen, sondern auch ein - zwar abgeschalteter - Wasserdruckreaktor und zwei nukleare Torpedo-Gefechtsköpfe mit dem Boot untergegangen.

Über die Brandursachen und die schnelle Brandausbreitung kann im Nachgang nur spekuliert werden. Alle zum Unglückszeitpunkt in der Abteilung befindlichen Seeleute haben den Untergang nicht überlebt. Michman Kolotilin (verantwortlich für die Fernüberwachung von Systemen) und Obermatrose Bukhnikashvili (Pumpengast) blieben bis zuletzt auf ihrem Posten in der Heckabteilung. Eine der sich am hartnäckigsten haltenden Auffassungen besteht darin, daß es in Abteilung VII eine starke Erhöhung des Sauerstoffgehaltes gegeben hat, die zusammen mit einem als sicher geltenden Kurzschluß im E-System zum Brand geführt hat. Fragen wirft vor allem die späte Reaktion des Warnsystem auf. Vermutlich haben die beiden Besatzungsmitglieder versucht, den aufkommenden Brand zu löschen, aber versäumt, eine Meldung an die Zentrale abzusetzen. Diese Tatsache hat ihnen vermutlich das Leben gekostet, denn die Temperaturanzeige reagierte wie bereits erwähnt, erst drei Minuten nach einer Routinemeldung über den Klarzustand der Abteilung. Zur genauen Lokalisierung des Feuers verblieben dem Kommandanten höchstens 15 Minuten. Der Alarm ist mit Verspätung ausgelöst worden, die Besatzung hat nicht rechtzeitig ihre Havariestationen besetzt, der Verschlußzustand ist nicht umgehend hergestellt worden.

Kommandant Vanin befahl nach Brandausbruch ein sofortiges Auftauchen mit Ausblasen der Tanks. Ein Leitungsstrang des Druckluftsystems lief durch die Heckabteilung. Durch die Temperaturen brachen Rohre und unter hohem Druck strömte Luft in den Brandherd, fachte diesen weiter an. Das Auftauchmanöver wirkte in dieser Form brandbeschleunigend. Die vorhandenen Pulverdruckgeneratoren sind nicht genutzt worden. Die hochofenähnlichen Temperaturen können das "glühen" der Außenhaut bewirkt haben, was der Kommandant nach dem Auftauchen beobachtet hat. Die Undichtigkeit des Druckkörpers war nur noch eine Frage der Zeit.

Als eine der Schwächen in der Konstruktion hat sich das Fehlen eines komplexen Systems zur Lagebeurteilung mit Realwerten am deutlichsten bemerkbar gemacht. Dieses sollte auch nach Ausfall bzw. Abwesenheit des Personalbestandes funktionsfähig sein.

Kaum nachvollziehbar ist die Meldungsfolge des Kommandanten an den vorgesetzten Stab der Nordflotte und die abgesetzten Seenotrufe. Nur erklärlich durch das fast widerspruchslose Kommandosystem in den sowjetischen Streitkräften stellte Vanin fälschlich dar, daß er die Situation bis zu einem gewissen Grade "im Griff" hatte und ohne fremde Hilfe auszukommen hoffte. Auf einer ähnlichen Basis ist die Nichtinanspruchnahme internationaler Hilfe zu werten. Ein SOS-Ruf oder die Anforderung westlicher Rescue-Mittel durch die relativ dicht gelegenen NATO-Luftbasen in Norwegen bei der Rettungs- und Bergungsaktion kam wohl bei dem noch herrschenden politischen Klima durch die Verantwortlichen - also sowohl dem Kommandant des Bootes selbst, als auch durch die Flottenführung - nicht in Frage. Die U-Boot-Waffe im allgemeinen und K-278 im speziellen galt als "svershenno sekretno", also streng geheim. Ein internationaler Notruf schied also von vorneherein aus - auch auf Gefahr des eigenen Unterganges.

Die Besatzung ist auf Notfälle in der Tiefe durchaus trainiert gewesen, doch das Besteigen von schaukelnden Rettungsflößen im kühlen Wasser des Nordmeeres - den Bootsuntergang vor Augen - ist sicher nicht im normalen Ausbildungsrepertoire enthalten gewesen. Sicher mag auch die mangelnde Erfahrung eines Teils der Mannschaftsdienstgrade zum Ausmaß des Unglück beigetragen haben. Die beste Ausbildung und Kenntnisse haben bekanntlich diejenigen, die kurz vor Ihrer Entlassung aus dem Wehrdienst stehen. Das ist aber nur ein Teil der Besatzung. In sowjetischen Quellen wird immer wieder gerne auf diesen Umstand hingewiesen, möglicherweise um konstruktive und technische Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Genau auf diese Problematik machten später U-Boot-Offiziere der Nordflotte aufmerksam.

Die Rettungsmaßnahmen und die Rettungsmittel der Flotte sind nach dem Unglück kritisch bewertet worden. Als personelles Ergebnis des Unglückes hat der Stellvertreter des Chefs des Bergungs- und Rettungsdienstes seinen Hut nehmen müssen. Eine Regierungskommission mit dem damaligen Verteidigungsminister Jasov, dem Sekretär des ZK der KPdSU Balaklanov und dem Stellvertreter des Ministerrates Beloussov nahm die Arbeit auf und versuchte Licht in das Dunkel der Ereignisse zu bringen. Einer der schwerwiegendsten Vorwürfe an das Rettungssystem der Flotte war der nach dem nicht erfolgten Einsatz der Wasserflugzeuge vom Typ BE-12. Diese sind aber nur einsetzbar bis zu einer Wellenhöhe 60-80cm, also fast Idealbedingungen. Die U-Bootabwehr-Flugzeuge vom Typ IL-38 schienen der Aufgabe eher gewachsen zu sein, konnten aber nicht auf dem Wasser landen. Sie führten die Rettungsaktion nach dem Schema verunglückter Flieger aus. Nach einem Absturz verfügen diese über ein kleines aufblasbares Boot. Mit diesem paddelt der Pilot zum von der IL-38 abgeworfenen großen Rettungsmittel. Die schon geraume Zeit im kalten Wasser schwimmenden Seeleute von K-278 hatten mit ihren klammen und erstarrten Händen aber keine Kraft mehr, eben diese Rettungsmittel zu besteigen und zu bedienen.

Für eine Serienproduktion hat sich die MIKE-Klasse Projekt 685 als zu teuer erwiesen. Vorrang ist der SIERRA-Klasse Projekt 945 des Konstruktionsbüros Lazurit unter Chefkostrukteur N.I. Kvasha gegeben worden. Die Größe der Boote fiel etwas kleiner als Projekt 685 aus, da von der Bauwerft in Gorki der Transport der Bootskörper zur Endausrüstung nach Severodvinsk mit Transport-Docks quer durch Rußland über die Binnenwasserwege erfolgte. Vier Boote kamen zwischen 1984 bis 1993 in Dienst (K-276, K-239, K-534, K-336). Eines dieser Boote ist von 1988-1991 der Indischen Marine zu trainingszwecken überlassen worden.

Die "Komsomolets" liegt nach wie vor an ihrer Untergangsposition. Mehrere Tauchfahrten unbemannter Tauchroboter und Kleinsttauchboote gaben Aufschluß über die derzeitige Gefahrensituation. Eine Hebung des Bootes erscheint fraglich, da ein Auseinanderbrechen des Druckkörpers und die Beschädigung des Reaktors befürchtet wird. Zwischen 1990 und 1995 haben mehr als 20 Organisationen Rußlands, Norwegens, Hollands, Englands, der Schweiz und der USA sich für eine Untersuchung des Wracks eingesetzt und Mittel für Untersuchungen bereitgestellt.

Bereits 1989 ist das Forschungsschiff "Akademik Mstislav Keldysh" mit zwei Tieftauch-U-Booten "Mir-I" und "Mir-II" zu einer Observierung des Wracks vorgestoßen. Bei den damaligen Tauchgängen wurde festgestellt, daß der Schiffskörper in Ordnung ist und das Wrack sich ca. 2,5m tief in die Sedimente eingegraben hat. Eine Messung der örtlichen Radioaktivität ergab keine erhöhten Werte. Auch spätere Analysen des Seewassers stellten fest:

    • Uran 235/238 0,00725
    • Plutioniumisotop 239/240 0,11-0,21

Insbesondere im Bugteil des Rumpfes mit den beiden noch an Bord befindlichen nuklearen Torpedoköpfen sind die Werte deutlich meßbar.

Quellen: "Soviet-russische Atom-U-Boote", Antonov, Marinin, Waluyev

Archiv des Verfassers

Internet (u.a. BELLONA-Report: http://www.bellona.no/e/russia/nfl/685.htm)

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Die nebenstehenden Informationen über die Komsomolets-Katastrophe hat Olaf Pestow erarbeitet. Der mit seiner Genehmigung hier zur Ansicht gestellte Text ist - auch in Auszügen oder als Zitat - geistiges Eigentum des Verfassers und ausschließlich zur persönlichen Information bestimmt. Jede weitere Veröffentlichung ist hiermit ebenso wie Vervielfältigungen gleich welcher Art (einschließlich Foto-Kopien) ohne seine ausdrückliche Genehmigung untersagt. Inhaber des Copyrights ist der Autor. Nachfragen bitte direkt an olaf.pestow@netsurf.de