STORY: MAMA CITAS GRABSTEIN
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I: Mama Cita - die Geschichte

Es war nur eine lokale Notiz in Ciudad Juarez, dem Millionen-Menschen-Schmelztiegel am Rio Grande, gleich an der Grenze zum US-Amerika: In einem Haus "downtown" hatten städtische Polizeibeamte die Leiche einer 74-Jährigen gefunden, inmitten von Bergen monatelang angehäuften Mülls, umgeben von miauenden Katzen. Fünf Tage hatte sie dort tot gelegen. Das war Anfang Januar im Jahre 1997.

Ein stiller Tod, unbemerkt, wie er oft vorkommt, in Mexiko wie anderswo. Der Körper der so verstorbenen Senora Amparo Cluber Le Roy fand seinen Platz auf einem Friedhof in Juarez, ein Rechteck Erde, ohne Namen, ohne Kennzeichnung.

David Perez Lopez, Journalist, war es, der auf mexikanischer Seite als erster auf die Geschichte hinter der Geschichte aufmerksam machte: Mit Amparo Cluber Le Roy sei eine Institution gegangen, schrieb er es nieder (hier) - eine Institution, die weit über Grenzen und Nationen hinaus gereicht habe. Sie sei "das Herz" gewesen, als "Eigentümerin einer virtuellen Zuflucht des Deutschen im Brennpunkt der City von Juarez".

Die "virtuelle Zuflucht des Deutschen" - das war eine "fremdländische" (Perez) Bar in der Calle Ocampo von Juarez, 1951 eröffnet, später als "Deutscher Club Rainer Palast" benannt, bis zuletzt (Anfang 1992) außen mit dem Schwarz-Rot-Gold der deutschen Fahne geschmückt. Und ganz sicher waren es im Laufe der Jahre Zehntausende junger Deutscher, die Amparo Cluber Le Roy hier hinter der Theke stehend kennen gelernt haben.

25. August 1986, ein Montag; ich war am Abend aus Vandenberg/Kalifornien in El Paso angekommen, im Hilton Airport für zwei Nächte eingecheckt, saß zwei Stunden später auf einer Ranch weit draußen nach Osten Hans-Joachim Griese gegenüber, Brigadegeneral, Chef des Deutschen Luftwaffenausbildungskommandos USA in Fort Bliss; hinter der Veranda in einer Hügelkette die Blitze eines herannahenden Gewitters. Nach Steak samt Bohnen Grieses Tipp: "Besuchen Sie unbedingt Mama Cita, in Juarez - sie ist so etwas wie unser 'Konsulat'".

Amparo Cluber Le Roy - das war "Mama Cita".

"Mama Amparo Kluber Le Roy" stand auf ihrer Visitenkarte, die sie freigiebig verteilte, immer begleitet von Warnungen und Hinweisen: "Alle mexikanischen Polizisten sind Verbrecher, wenn Du Probleme hast, ruf' mich an."

Glaubwürdig berichtet wird, dass, wer in Juarez in Schwierigkeiten kam und diese Visitenkarte vorzeigte, aller Probleme schnellstens ledig wurde. Landete ein Deutscher gar im mexikanischen "Jail" und gelang es ihm, einen Anruf zu "Telefono 4-10-16" durch zu bekommen, soll er in kürzester Zeit wieder zur USA-Grenze expediert worden sein, wird mit der größtmöglichen Hochachtung erzählt. "Mama Cita", die uns aus jedem Schlamassel raus holte in Mexiko", etwa schreibt Erhard Kowolik unter dem Datum 15. Jan. 2004 im Gästebuch der Deutschen im US-Stützpunkt Fort Bliss.

Das "Konsulat" in der Calle Ocampo von Juarez jedenfalls scheint mit einer maximalen Effizienz gearbeitet zu haben, hoch geschätzt von der deutschen Kolonie auf der anderen Seite der Grenze; so hoch, dass "Mama Cita" selbstverständlich zu allen Festen in Fort Bliss und El Paso eingeladen war, so hoch, dass in ihrem Etablissement in der Calle Ocampo gar die Visitenkarten von Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß an den Stützbalken angepinnt waren...

Über das "Warum" der Deutsch-Freundlichkeit der Senora Amparo Cluber Le Roy gibt es viele Versionen. David Perez Lopez bezieht sich auf einen "alten Apotheker" aus Juarez, Oscar Quinonenz, der mitbekommen haben will, wie die junge Senorita Amparo in der Zeit des jüngsten Weltkriegs entflohenen deutschen Kriegsgefangenen aus USA-Lagern über die Grenze nach Mexiko geholfen haben soll. Möglicher Grund: Amparos Mutter soll gebürtige Hamburgerin gewesen sein, ihr Vater Mexikaner, sie selbst in Mexiko geboren. Das "Times Magazin" (12. Juni '78) wiederum zitiert sie so: "Ich liebe meine Jungens, sie kommen von weit her, sie sind alleine hier, Freunde, keine Deutschen, Mama ist tot."

Folgt (demnächst): "Mama Citas Deutscher Club"

Folgt (demnächst): Ein Denkmal für Mama Cita

 

 

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