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Der Fall Komsomolez
Es war der 8. April 1989, als
bei NATO-Einheiten an Norwegens Nordwest-Küste ein Fernschreiben
aus Washington einlief. Man habe Anhaltspunkte für einen
Unfall auf einem sowjetischen U-Boot knapp 500 Kilometer vor
der norwegischen Nordküste, hieß es darin. Als sofort
aufgestiegene Aufklärungsflugzeuge südwestlich der
Bären-Insel ein in dichte Brandwolken gehülltes U-Boot
schon als der "Mike"-Klasse" zugehörig identifiziert
hatten (mit zwei Atom-Torpedos bewaffnet, angetrieben von zwei
natriumgekühlten Kernreaktoren), wußte man beim sowjetischen
Flottenkommando noch nicht ein Fünkchen von dem sich anbahnenden
Desaster: Die Sowjets hatten schlichtweg versäumt, den über
Funk abgegebenen Notruf ihres Atom-U-Bootes "Komsomolez"
umgehend zu entschlüsseln.
An Bord der "Komsomolez", die zu der Zeit als modernstes
Atom-U-Boot der Sowjets galt, müssen sich die 69 Mann Besatzung
verzweifelt bemüht haben, das Feuer einzudämmen. Die
Atom-Reaktoren waren gleich nach Ausbruch des Brandes not-abgeschaltet
worden. Schließlich gab Kommandant Jewgeni Wanin Befehl,
das steuerlos treibende und schon sinkende 110 Meter lange Boot
zu verlassen. Die Sowjet-Agentur TASS später: Wanin habe
als letzter von Bord gehen wollen - "aber er warf noch
einen Blick in das qualmende Turmluk hinein. Einer der Seeleute
befand sich noch darin. Der Kommandant half ihm heraus, und erst
danach ging er in das eiskalte Wasser, um zu den Rettungsflößen
zu schwimmen. Aber er hatte schon zuviel Energie verbraucht -
vor den Augen seiner Kameraden starb er den Seemannstod".
Nur 27 Mann konnten sich retten. 42 starben in der See
oder waren schon vorher an Bord erstickt.
Zweieinhalb Monate danach,
am 20. Juni 1989, einem neblig-regnerischen Tag: Im Kasino der
norwegischen NATO-Militärbasis Bodö sitze ich mehreren
Offizieren gegenüber, die im April die Beobachtung des Untergangs
der "Komsornolez" mitgeleitet hatten. Auf der Basis
herrscht Hektik. Das Kreuzfahrtschiff "Maxim Gorki"
hatte eben vor Spitzbergen einen Eisberg gerammt. "Das ist
jetzt wie bei der "Komsomolez" - damals konnten wir
aber nur zusehen, jetzt können wir helfen", sagt einer
der Offiziere. Denn: "Hilfe für den militärischen
Gegner - das hätte ungeheure politische Verwicklungen heraufbeschworen".
Als die "Komsomolez" versank, wußten westliche
Militärs bereits, daß das Wrack 1700 Meter tief auf
dem von Riffen übersäten Meeresgrund zu liegen kommen
würde - mit einem atomaren Inhalt von zehn Tonnen leichtem
und eineinhalb Tonnen hochangereicherten Uran in den Reaktoren
und jeweils etwa 25 Kilogramm hochgiftigen Plutoniums in den
beiden Torpedo-Sprengköpfen. Norwegens Regierung mahnte
zwei Tage später die Sowjets um nähere Informationen
an: "Wir sorgen uns wegen anderweitiger Sicherheitsbelange".
"Keine Gefahr", lautete die Antwort der Sowjets - per
Telegramm, von Gorbatschow selbst an Norwegens Ministerpräsidentin
Brundtland gerichtet . Und: "Wir werden es heben, schon
um die Gründe für den Untergang zu klären",
versprach Sergei Wargin, damals der Chef der politischen Abteilung
der sowjetischen Nordmeer-Flotte. Sein Versprechen ist bis heute
unerfüllt.
Arn 16. Mai 1989, etwas über einen Monat nach dem Untergang
der "Komsomolez", meldete das sowjetische Forschungsschiff
"Akademik Mstislaw Keldisch", es habe in Boden- und
Wasserproben an der Unglückstelle "nicht wesentlich
erhöhte" Radioaktivität gemessen. Schon damals
war es Cäsium 137, das aus den versunkenen Reaktorkammern
leckte.
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EU-Meer
Ostsee
Die
Langsamkeit
der Politik bei
der Entwicklung
der neuen Region.
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Das
U-Boot im Berg
Der
Terror gegen die
USA lenkt den Blick
auf die "Augen", die
angeblich alles sehen
- NORAD, das nord-
amerikanische Luft-
überwachungszentrum.
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Wer
Amerika entdeckte
Die
Expedition
der 3 Karavellen,
die 19 Jahre vor
Kolumbus vor
Labrador landete.
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